Ganz schön was los im Wachtenblog! Unsere Zugriffszahlen steigen an (vorgestern auf 312, gestern auf 251). Die Artikel zum Supermarkt – bzw. zum Umgang der Politiker mit dem Thema – werden engagiert und kontrovers kommentiert. Damit tut der Wachtenblog gerade mal wieder genau das, was er soll: Die Wachtenblogger machen ihre Sicht der lokalen Entwicklung öffentlich, und andere Bürger tragen ihre Sichtweise bei. So entsteht ein pluralistisches Meinungsbild.
Die Auseinandersetzung läuft hier keineswegs halbanonym, wie Volker Vogt in seinem Kommentar schreibt (Nachtrag 24.02., 23:45 Uhr: Er meinte damit wohl das Internet allgemein). Mit unserer Hausregel, dass Blogger und Kommentierer unter ihrem eigenen Namen agieren, sind wir eine Seltenheit in der deutschen Blogosphere. Ich will mir auch gar nicht vorstellen, welchen Ton wir in manchen Kommentaren hätten, wenn wir auf diese Regel verzichten würden!
Auch so habe ich beim Wachtenblog-Lesen die vergangenen Tage mal wieder gemerkt, dass Transparenz wichtig, aber nicht immer angenehm ist. Es kann halt auch Unschönes zum Vorschein kommen:
Persönliche Angriffe und Unterstellungen
Ich habe überhaupt nichts gegen deutliche Kritik. Franks Beitrag gefällt mir z. B. nicht nur, weil er mir mit seiner Schimpftirade aus dem Herzen gesprochen hat. Ich finde ihn trotz seiner Schärfe auch OK, weil er sich an den Verbandsgemeinderat ingesamt richtet – also nicht gegen einzelne Personen. Insgesamt scheint mir die zunehmende Agressivität der Beiträge ein Zeichen für die allgemeine Frustration ob der verfahrenen Lage. Was ich aber schwer akzeptieren kann sind Kommentare, die sich nicht zur Sache außern, sondern nur persönliche Angriffe auf andere Autoren sind (siehe Beiträge von Karl Auer (Nachtrag 24.02., 23:47 Uhr: diesen Kommentar haben wir inzwischen gelöscht, weil die angegebene Mailadresse nicht existiert. Da hat sich wohl jemand einen Kalauer erlaubt) und Volker Vogt). Wenn hier die Hausregel „kein Mobbing, kein Rufmord“ verletzt wird, müssen wir eingreifen.
Anspruch auf die alleinige Wahrheit
Blogs sind Meinungsmedien und kein Tageszeitungs-Ersatz. Die Artikel und Kommentare spiegeln die Ansichten ihrer Autoren wieder – und das ist gut so. Gerade ein so verzwicktes Thema wir der Supermarkt-Standort ist zu komplex, als dass nur eine Sichtweise richtig sein könnte. Die Wahrheit ist hier die Summe aus vielen einzelnen Perspektiven. Daher finde ich es nicht angebracht, hier von Richtigstellungen zu sprechen (zumal mir zu vielen dieser Behauptungen gleich wieder eine Gegenrede einfallen würde). Herr Morell, Ihre Meinung ist hier genau so viel wert wie die der anderen Autoren – aber nicht mehr.
Heuchelei
Heuchlerisch ist für mich, wenn man sich in einem Kommentar gegen Unterstellungen, Diffamierungen und aggressiven Ton verwahrt – und gleichzeitig selbst mit diesen Stilmitteln arbeitet (da muss ich leider schon wieder Volker Vogt als bestes Beispiel nennen). Boris Morell macht es umgekehrt: Er fordert Fairness und Sachlichkeit ein – um im selben Kommentar mit Unterstellungen und persönlichen Angriffen zu arbeiten. Widersprüchlich finde ich auch die Bitte von Boris Morell, dass jeder Kommentierer offenlegt, durch welche Listenplätze, Beschäftigungs- oder Verwandtschaftsverhältnisse seine Meinung zum Supermarkt-Standort beeinflusst sein könnte. Schließlich behalten er und ein weiterer Kommentator ihre familiären Bande zum früheren Bürgermeister Arnold Nagel – einem Verfechter des Pfortenstück-Standorts – für sich.
Das Schweigen der Mandatsträger
Manchmal ist auch das interessant, was nicht passiert. Weder die Bürgermeister Torsten Bechtel und Udo Kittelberger noch die Mitglieder von Stadt- oder Verbandsgemeinderat beteiligen sich derzeit an der offenen Diskussion im Wachtenblog. Wie ich aus persönlichen Gesprächen weiß, lesen viele politischen Akteure zwar den Wachtenblog, schreiben aber keine Kommentare. Nur Andreas Berger macht hier regelmäßig eine löbliche Ausnahme. Auch wenn ich manchmal anderer Meinung bin, finde ich seine Beiträge sachlich, konstruktiv und oft sehr kenntnisreich. Warum beteiligen sich die anderen Fraktionen nicht in ähnlicher Weise? Wer von den Bürgern in ein Amt gewählt wurde und sich – Frank hat die konkreten Worthülsen der Programme neulich aufgelistet – für die öffentliche politische Willensbildung einsetzt, der sollte die transparente Auseinandersetzung im Wachtenblog nicht scheuen.
Wie geht’s weiter? Hier hilft nur Dialog, nicht Diskussion
Verlassen wir mal die Ebene des Wachtenblogs. Irgendwie sollte es ja weitergehen in Wachenheim. Und da müssen wir meiner Meinung nach jetzt den Sprung von der Diskussion zum Dialog schaffen. Die Abgrenzung kommt aus der systemischen Organisationsentwicklung (siehe hier eine kurze Gegenüberstellung und eine längere Erläuterung). Die wichtigsten Unterschiede: Bei der Diskussion vertritt jede(r) seine Meinung. Ziel ist es, möglichst viel davon durchzusetzen. Es geht um Macht, absolute Wahrheiten, um Siegen oder Verlieren. Wie wir in den vergangenen Jahren gesehen haben, kommen wir beim Thema Supermarkt-Standort mit dieser Methode nicht weiter. Bei einem Dialog steht das gemeinsame Ziel im Vordergrund. Alle Meinungen werden offen gelegt und erstmal nicht bewertet. Dadurch entsteht ein Gesamtbild der Situation. Auf der Basis arbeitet man eine Lösung aus, die entweder von allen (so ein Konsens ist natürlich ideal) oder zumindest von der Mehrheit akzeptiert wird. Dabei steht das Gemeinwohl im Vordergrund, nicht die einzelnen Interessen.
Die von Torsten Bechtel angekündigte Befragung der Bürger geht in diese Richtung, kommt aber meiner Meinung nach zu früh. Natürlich, das Thema ist schon mehr als genügend diskutiert worden. Aber ein Dialog hat eben noch nicht stattgefunden. Dazu könnte man eine Bürgerversammlung organisieren. Die müsste weit im Voraus angekündigt sein, damit möglichst viele Bürger teilnehmen können. Es sollten dort alle Interessenvertreter sprechen: die Fraktionen im Stadt- und Gemeinderat, die Planer, Anwohner, Immobilieneigentümer und ggf. Pächter der verschiedenen Standorte, Vertreter des Supermart-Betreibers Rewe (und ggf. andere Interessenten).
Vielleicht ist statt einer einzigen Veranstaltung auch ein längerer Prozess notwendig. An dessen Ende müssten sich alle Interessenvertreter auf die Alternativen verständigen, die zur Wahl stehen. Zu denen sollten dann die Bürger befragt werden. Alternativ kann auch schon bei so einem Dialog eine Konsensentscheidung entstehen – aber das wäre in unserem Fall wohl sehr optimistisch.
Brauchen wir einen Bürgermeister oder einen Psychiater?
Die größte Herausforderung ist dabei wahrscheinlich nicht, die Bürgerversammlung oder einen andern Dialogprozess zu organisieren, sondern zu verhindern, dass nur ein Schlagabtausch dabei herauskommt – so wie in Stadt- und Verbandsgemeinderat und jetzt auf dem Wachtenblog . Manchmal glaube ich, unsere Stadt braucht keinen Bürgermeister, sondern einen Psychiater. Und so etwas Ähnliches gibt es sogar: Mediatoren, die auf kommunaler Ebene bei Konflikten als neutrale Vermittler eingeschaltet werden, um zum Konsens zu finden (Info z. B. im Kommunalwiki der Heinrich-Böll-Stiftung).
Auch wenn die Stadt Wachenheim nicht gut bei Kasse ist – das Einschalten eines guten Mediators könnte sich rechnen. Es muss ja nicht gleich Heiner Geißler sein!
24. Februar 2012 at 08:24
Was soll ich jetzt noch schreiben, bzw. wie kann ich mich jetzt noch inhaltlich einlassen, nachdem Du alles geschrieben hast 🙂
Chapeau.
24. Februar 2012 at 10:12
Ein wirklich bemerkenswerter Artikel der zeigt, wie man lösungsorientiert an die spezielle Sache „Supermarktstandort“ heran gehen könnte, wenn man denn wollte.
Aus meiner Sicht liegt aber genau hier das Kernproblem, denn dazu müssten alle Fraktionen grundsätzlich bereit sein. Damit meine ich in erster Linie den Bereich der sozialen Kompetenz.
Oder als Metapher – die Rabattmarkenheftchen aus der Vergangenheit abgeben.
Dies erforderte allerdings ein gewisses Maß an menschlicher Größe. Und da habe ich, zumindest aus heutiger Sicht, so meine Zweifel.
24. Februar 2012 at 11:20
Wenn man sich die Engstirnigkeit, das dickköpfige Verhalten, die Kompromisslosigkeit, den Mangel an sozialer Kompetenz etc. (setzen Sie die Liste gerne fort) mancher Menschen anschaut, frage ich mich ob ein Mediator das Richtige wäre und nicht eher ein Mensch, der mit Bevölkerungsgruppen arbeitet, die ein ähnliches Verhalten an den Tag legen… Ich rede von Kindern.
Wäre dementsprechend nicht ein Lehrer am geeignetsten einen solchen Dialogprozess zu organisieren und zu moderieren?
Wer, wenn nicht ein Lehrer, ist denn geeignet um die Diskussionshorde, die sich geifernd um die neuen Supermarktplätze drängt, im Schach zu halten?
Versteh mich nicht falsch Cordelia, ich halte die Idee mit einem Mediator für sehr gut, aber ich bezweifle, dass sie realisierbar ist bzw. realisiert wird.
Und dann muss man eben mit dem arbeiten, was man hat. Und als Lehrer ist man ja eh Mentor, Mediator, Psychater und Yoda in einem.
In diesem Sinne: Möge die Macht mit Ihnen sein Herr Bechtel!
24. Februar 2012 at 11:23
Hallo Max!
Interessanterweise ist Herr Bechtel Lehrer.
24. Februar 2012 at 20:13
Deshalb wünsche ich ihm ja, dass die Macht mit ihm sein soll.
Ich hoffe nur, dass er das Ganze ohne Lichtschwert löst.
24. Februar 2012 at 21:37
Das Lichtschwert erinnert mich an die Geschichte vom Gordischen Knoten.
24. Februar 2012 at 22:49
Das Problem hat das ja gelöst… irgendwie. Vielleicht trotzdem nicht die beste Vorgehensweise..
24. Februar 2012 at 13:59
Das würde ich keinem Lehrer raten. Die Lehrer sitzen doch eh schon zwischen allen Stühlen. Professionelle Mediatoren verstehen ihr Handwerk – sie kosten halt nur Geld.
Großartig, dass die vielbeschäftigte Cordelia Groß sich die Mühe macht und einen solch fundierten Artikel schreibt, der endlich Ruhe und Ordnung in das ganze verfahrene Geschehen bringt. Ich selbst habe keine Lust, weiter wertvolle Lebenszeit mit sinnlosen Spiegelfechtereien zu vergeuden. Das Kind liegt im Brunnen, und mich interessiert nur noch, wie wir es wieder da raus kriegen.
Aber eins möchte ich noch los werden: Wie Herr Morell richtig erkannt hat, leben wir in einer repräsentativen Demokratie, in der die Bürger ihre Vertreter wählen, die dann (hoffentlich in ihrem Sinne) Entscheidungen herbei führen. insofern kann Herr Bechtel die Bürger JETZT erst befragen, ob sie den Bischofsgarten wollen.Ich würde das sehr begrüßen. Die FWG hat das wohl nicht gewusst, als sie auf Biegen oder Brechen das Pfortenstück durchdrücken wollte, gegen den offensichtlichen und vielfältig dokumentierten Willen der mündigen Bürger.
Übrigens bin ich mit Herrn Bechtel weder verwandt, noch verschwägert, noch befreundet. Ich habe ihn nicht einmal gewählt, denn ich bin Mitglied der WL, die ihren eigenen Kandidaten hatte.
Ich habe fertig.
24. Februar 2012 at 14:43
Noch eine Anmerkung zum Punkt „Schweigen der Mandatsträger“:
Informationspolitik der Wachenheimer Parteien/Fraktionen im Internet:
Bechtel – (bechtel4wachenheim.de) Letzter Artikel am (vermutlich) 24.06.2009
CDU – Keine eigene Internetpräsenz
SPD – (spd-wachenheim.de) Aktueller Artikel vom 12.04.2011 (Landespolitik)
FWG – (fwg-wachenheim.com) Aktueller Artikel vom März 2011 (Ideenwettbewerb)
FDP – (fdp-wachenheim.de) Dieser Link funktioniert nicht!
WL – (wachenheimer-liste.de) Wir derzeit (seit Monaten) überarbeitet.
Bündnis90/Grüne – Keine eigene Internetpräsenz (Nicht im Stadtrat)
Keine Internetpräsenz bietet ein Forum o.ä. Plattform an.
Bis auf wenige Flugblätter der Parteien ist die FWG allerding mit „Im Gespräch“ die aktivste Fraktion, inhaltlich jetzt mal nicht bewertet.
Auch die Beteiligung hier im Wachtenblog ist bis auf zwei Ausnahmen mau.
Man muss sich also fragen ob diese mangelhaften Informationen den Bürgern ausreicht, um sich überhaupt einen Überblick verschaffen zu können.
Übrigens, beim Blick via Google Earth über Wachenheim ist mir ein weiterer möglicher Standort für einen Supermarkt eingefallen – Die beiden Grundstücke in der Bahnhofstraße (neben Villa Wiedemann und gegenüber). Ich hab da noch nie etwas darüber gehört bzw. gelesen.
Pforte und Ringstraße gehören Bürklin-Wolf, der Bischofsgarten ein paar Winzern ebenso das Grundstück der REWE und den etwaigen Erweiterungsmöglichkeiten. Wäre das u.U. eine Alternative?
PS: Mal was positives, zumindest die VG betreffend:
http://www.bvb-infoclip.de/clipmaker/clips/index.php?clip=257
25. Februar 2012 at 18:54
Hi Hans Jürgen, der Kommentar ist doppelt erschienen. Ich habe den zweiten in den Papierkorb geschoben – hoffe, das ist OK!
25. Februar 2012 at 18:56
Ach, jetzt habe ich gesehen, warum: Der erste Versuch ist im Spamfilter gelandet, wo ihn Achim rausgefischt hat. Kompliziert ist das manchmal mit der Technik 😉
25. Februar 2012 at 19:54
Passt. Ihr habt das ja im Griff.
25. Februar 2012 at 18:51
Zum Vorschlag, Torsten Bechtel als Mediator einzusetzen: Am Beginn seiner Amtszeit hat er – meiner Wahrnehmung nach – tatsächlich versucht, diese Rolle einzunehmen. Zwar könnte das ganz ganz gut zu seinem Charakter und seinem Beruf passen. Für Wachenheimer Themen muss es aber scheitern, denn ein Mediator muss neutral und unabhängig sein. Das kann der Bürgermeister auf keinen Fall leisten, denn er muss in seiner Rolle Position beziehen und führen. Nachdem fast der gesamte Ort jetzt seit fünf Jahren über das Thema streitet, wäre kein Wachenheimer mehr in der Lage, die Rolle des Mediators zu übernehmen – egal mit welcher Ausbildung.
Darum glaube ich, dass sich das Hinzuziehen eines externen, professionellen Mediators lohnen würde. Wenn z. B. nach einer Einigung der bestehende Supermarkt vergrößert werden oder ein größerer Supermarkt entstehen würde (alternativ oder zusätzlich), dann würde die Stadt mehr Gewerbesteuer einnehmen. Das könnte die Kosten für den Mediator decken.
Vielleicht könnte man sogar öffentliche Zuschüsse bekommen. Die Bundespolitiker wollen diese Verfahren nämlich in Deutschland voranbringen. Daher ist gerade ein neues Gesetz zur Förderung der Mediation in Vorbereitung (ironisch: nach Verabschiedung im Bundestag wurde es im Bundesrat abgelehnt, nun wurde der Vermittlungsausschuss angerufen). Wer weiß, wenn das Gesetz durch ist, könnte es vielleicht Fördermittel für kommunale Pilotprojekte geben.
Ein Mediator ist übrigens kein Wunderheiler. Seine Aufgabe wäre nicht, das Problem für uns zu lösen. Er sollte uns dabei helfen, freiwillig und selbstverantwortlich zu einem Konsens zu kommen. Wenn dieser Prozess funktioniert, könnte er nicht nur den „Gordischen Knoten“ Supermarkt lösen, sondern die Kultur des Miteinander in Wachenheim positiv verändern.
Ich kann die Skepsis von Max Maurer und Hans Jürgen Holle nachvollziehen. Viele politische Akteure in Stadt und Verbandsgemeinde wirkten in der Vergangenheit nicht so, als würden sie sich auf so einen ergebnisoffenen Prozess einlassen und die notwendige Fairness dafür an den Tag legen. Und doch glaube ich, dass niemand in Stadt- oder Verbandsgemeinde sitzt, dem die Zukunft Wachenheims nichts bedeutet. Und weil ich ganz stur daran glaube, dass fast alle Menschen im Grunde etwas Gutes wollen (und nur oft uneins sind, was das Gute denn nun ist), habe ich doch die Hoffnung, dass sich alle Wachenheimer Fraktionen auf so einen Mediator-geführten Dialog einlassen würden.
Die Chancen, eine von allen Interessengruppen zumindest gebilligte Einigung zu erreichen, sehe ich hier deutlich größer als bei einer Befragung (egal ob von Rheinpfalz oder Stadtrat). An deren Ende wird es doch wieder nur Sieger und Verlierer geben – und die Verlierer würden zum nächsten Angriff rüsten.
27. Februar 2012 at 11:19
Schweigen liegt mir fern… Es gibt allerdings den Punkt, dass man gerade bei so einem Thema unterschiedlicher Ansicht sein kann.
Bei meiner Stellungnahme im VG-Rat habe ich genau das herausgestellt und übrigens als Gegenbeispiel für die damals aktuell hoch hergehende „Diskussion“ gestellt. Wir in der FDP-Fraktion im VG-Rat sind uns nicht einig geworden, konnten aber in aller Vernunft die Argumente austauschen und die Sichtweise des Anderen akzeptieren.
Ein wenig kommt das auch im Rheinpfalz-Artikel vom Wochende heraus, leider fehlt ein Kernsatz: „Je nach Gewichtung der Faktoren „Nahversorgungssituation, Städtebild, Bedeutung und Auswirkung auf einen Markt Friedelsheim/Gönnheim“ kommen die Fraktionsmitglieder zu unterschiedlichen Positionen.“
Hier gibt es einfach nicht die eine Wahrheit, sondern Sichtweisen. So ist das nunmal im Pluralismus und das ist gut so. Der Umgang mit anderen Meinungen offenbart dann aber Charakter – in der einen oder auch anderen Ausprägung.
Einen neuen Aspekt will ich noch zum Thema „Bürgerbefragung“ loswerden. Ich finde diesen (in der avisierten Ausprägung und zum jetzigen Zeitpunkt) für überhaupt nicht hilfreich. Warum?
1) es gibt bereits eine Meinung der Stadt Wachenheim. Knapp aber dennoch für den Standort Bischofsgarten, ausgedrückt durch das Repräsentivorgan (Stadtrat).
2) es gibt bereits eine Meinung der Verbandsgemeinde Wachenheim. Hier gegen den Standort Bischofsgarten. Wichtig ist hier, dass das „Nein“ nicht damit zu tun hat, dass Mehrheiten des Stadtrates angezweifelt werden, sondern beispielsweise mit den oben genannten Aspekten (Nahversorgungssituation, Städtebild, Bedeutung und Auswirkung auf einen Markt Friedelsheim/Gönnheim) zu tun hat.
Was hilft dann eine Bürgerbefragung, die sich auf das Stadtgebiet begrenzt zum derzeitigen Standort außer für das Mütchen der Parteien und Gruppierungen?
Nichts.
Bei einem „ja zum Bischofsgarten“ ist das eine Bestätigung eines Beschlusses, den es eh schon so gibt. Ändert damit nichts an der Situation.
Bei einem „nein zum Bischofsgarten“ ist das ebenfalls eine Bestätigung eines Beschlusses, den es eh schon gibt. Ändert auch nichts an der Situation.
Hilfreich wäre wenn überhaupt eine Befragung auf VG-Ebene und möglichst offen und da bin ich dann bei Cordelia Krooß: Dafür ist es viel zu früh.
27. Februar 2012 at 21:03
Bei der Bürgerbefragung sind wir tatsächlich einer Meinung – genauso wie beim Thema „souveräner Umgang mit unterschiedlichen Sichtweisen“.
Diese Woche läuft ja schon einmal die repräsentative Befragung der Rheinpfalz. Dabei werden Bürger aus Stadt und Verbandsgemeinde befragt. Falls wir dabei sind, bin ich mal gespannt, welche Alternativen zur Wahl gestellt werden. Eine Erweiterung am derzeitigen Standort wird ja von vielen gewünscht, aber es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen, ob das (wirtschafltich) realisierbar wäre.
Das Ergebnis dieser Befragung könnte man ja als Nullmessung nutzen, um einen Konsensprozess zu starten. Und in den müssten auch Vertreter der anderen Verbandsgemeinde-Orte mit einbezogen werden (die habe ich weiter oben vergessen). Am Ende dieses Prozesses könnte dann eine Befragung aller Bürger stehen – falls das dann noch notwendig ist.
Jetzt würde mich natürlich noch interessieren, was Andreas Berger von dem skizzierten Konsens-Prozess und der Unterstützung durch einen Mediator hält.